Zum letzten Grand Prix der Saison 2015 auf europäischem Boden ging es für Henry Jacobi nach Assen in die Niederlande. Dabei erwartete den WM-Piloten aus dem KTM Sarholz Racing Team in der Provinz Drente ein ganz besonderes Renn-Wochenende. Auf dem Gelände des TT Circuit Assen, dort wird seit Jahrzehnten der Road Racing Grand Prix der Niederlande ausgetragen, nutzte man die hervorragende Infrastruktur und integrierte einen anspruchsvollen Motocross-Parcours in das Gelände. Innerhalb von vier Tagen schaffte man von einem nahgelegenen Truppenübungsplatz über fünfundzwanzigtausend Kubikmeter feinsten Sand heran und schuf einen rund fünfzehnhundert Meter langen Rundkurs. Bei perfekten äußeren Bedingungen, strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen, strömten zahlreiche Zuschauer nach Assen und so füllten knapp vierzigtausend Besucher die permanenten Tribünen in der Kathedrale des Motorsports, wie die Anlage in der Road Racing Szene ehrfürchtig genannt wird.
Mit einem Paukenschlag eröffnete Henry Jacobi das Renn-Wochenende im Nordosten der Niederlande. Mit einer bärenstarken Vorstellung jagte er die Sarholz-KTM mit der Startnummer neunundzwanzig um den sandigen Parcours und ließ mit der drittschnellsten Rundenzeit aufhorchen. Auch im weiteren Tagesverlauf zeigte er grundsolide Leistungen und platzierte sich nach dem Qualifying-Race auf Startplatz vierzehn. Von diesem zog er am Sonntag im ersten Lauf als Zwölfter um das erste Eck und behaupte sich dort zunächst. Im Rennverlauf fiel er kurzzeitig auf Rang vierzehn zurück, kämpfte sich aber wieder zurück und ging als Dreizehnter in die letzte Runde. Mit einem unglaublichen Speed und seiner persönlich schnellsten Rennrunde, die Startrunde ausgenommen, nahm er dem vor ihm platzierten Piloten in dieser letzten Runde fast sieben Sekunden ab und sicherte sich mit einem spektakulären Überholmanöver noch Rang zwölf. Mit ähnlichem Elan startete der 18-Jährige in den zweiten Wertungslauf. Mit einem Raketenstart und cleverer Spurenwahl zog er auf Rang vier aus der ersten Kurve. Fehlerfrei und mit perfekten Timing unterwegs behauptete er im ersten Renndrittel souverän den vierten Rang. Wieselflink jagte der ehemalige Junioren-Weltmeister Rad an Rad mit den Top-3 um den Kurs und markierte dabei die zweitschnellste Rundenzeit des Fahrerfeldes im gesamten Rennverlauf. Dann aber musste das, vom ADC Hessen-Thüringen geförderte, Talent das Tempo drosseln und fiel nach und nach zurück. Im Ziel stand so „nur“ Rang fünfzehn zu Buche und entsprechend enttäuscht zog der Bad Sulzaer Fazit:
„Was für ein unglaubliches Rennen. Der Start war perfekt, Seewer und Anstie direkt vor mir und ich konnte denen gleich von Anfang an folgen. Ich habe sehr gute Spuren gefahren, an den richtigen Stellen Druck gemacht und konnte so problemlos mithalten. Leider, leider haben sich dann Zug- und Druckstufe an meinem Stoßdämpfer verabschiedet und ich musste aus Sicherheitsgründen Tempo rausnehmen. Das ist so frustrierend wenn du weißt, du kannst ganz vorne mithalten und dann wirst du so eingebremst. Normalerweise hätte ich rausfahren müssen, aber ich wollte einfach nicht aufgeben und habe so wenigstens Rang fünfzehn gerettet. Auf jeden Fall habe ich gezeigt, dass ich durchaus in der Lage bin auch das Tempo an der Spitze mitzufahren. Das gibt mir zusätzliches Selbstvertrauen und viel positive Energie für die Saisonvorbereitung 2016. Jetzt gilt der Focus dem Finale des ADAC MX Masters in Gaildorf am kommenden Wochenende und dann gibt’s Ende September beim MX of Nations in Frankreich noch etwas zu erledigen.“
In der Tageswertung des Grand Prix der Niederlande platzierte sich der Thüringer auf Gesamtrang dreizehn. Vor den abschließenden Übersee Grand Prix in Mexiko und USA, an denen er nicht teilnehmen wird, liegt er im Zwischenklassement der MX2 Motocross Weltmeisterschaft auf dem zweiundzwanzigsten Platz.
Resultate und Ergebnisse unter: www.mxgp.com