Lotteriespiel im Piemont

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Zur neunten Runde der Motocross Weltmeisterschaft führte der Weg für Henry Jacobi vom KTM Sarholz Racing Team in die Region Piemont nach Norditalien. Eine knappe Autostunde nordwestlich der Metropole Mailand und nur zwanzig Kilometer vom berühmten Lago Maggiore gelegen, erwartete mit dem Maggiora Park eine höchst anspruchsvolle Aufgabe auf den ambitionierten Thüringer.

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Allerdings hatte der Wettergott etwas gegen ein sonniges Sommer-Wochenende in Italien und bereits bei der Anreise am Donnerstag öffnete der Himmel seine Schleusen. Bis zu den Trainings- und Qualifikationseinheiten am Samstag beruhigte sich die Wetterlage dann ein wenig und bei guten Bedingungen lief der Tag nach Plan. Henry Jacobi freundete sich mit der spektakulären Berg- und Talbahn recht schnell an und markierte gleich mal die elftschnellste Rundenzeit im ersten freien Training. Beim Zeittraining zur Startaufstellung des Qualifying Race lief es dann nicht ganz rund und der zwanzigste Startplatz spiegelte nicht die wahren Möglichkeiten wieder. Im Qualifying Race selbst fuhr der, vom ADAC Hessen Thüringen unterstütze, Bad Sulzaer dann auf Rang fünfzehn ins Ziel und verschaffte sich eine solide Ausgangsposition am Startgatter.

„Ich bin jetzt nicht auf Biegen und Brechen gefahren. Nachdem ich aus der ersten Runde auf Rang einundzwanzig gekommen bin, habe ich einfach das Rennen sauber durchgefahren. Einige Plätze konnte ich noch gut machen und das passt. Für morgen bin ich zuversichtlich, dass ich mich weiter steigern kann“, fiel das Fazit am Samstagabend durchaus positiv aus.

Allerdings wurden die Wertungsläufe am Renn-Sonntag zu einer Lotterie. Am frühen Sonntagmorgen öffnete der Himmel wieder seine Schleusen, mit orkanartigem Sturm peitschte der Regen über die gesamte Anlage und setzte diese komplett unter Wasser. Einige Zeit stand sogar eine Absage der Veranstaltung im Raum, aber dann konnten die WM-Rennen doch wie geplant durchgeführt werden. Aufgrund der extremen Bedingungen verzichtete ein Großteil der Piloten auf das Warm-up, so auch Henry Jacobi.

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„Bei diesen Verhältnissen macht ein Warm-up überhaupt keinen Sinn. Bis zum ersten Lauf sind die Bedingungen wieder komplett anders und da schone ich lieber die Ressourcen.“

Es war die richtige Entscheidung Ressourcen zu schonen, denn in beiden Rennläufen wurde dem 18-Jährigen und seiner Sarholz-KTM bei schwierigsten Rahmenbedingungen alles abgefordert. Bereits nach wenigen Metern auf der Startgerade war der Großteil des Feldes in Schlamm gehüllt und mit dieser Fangopackung galt es fast vierzig Minuten Renndistanz zu absolvieren. Nachdem Jacobi – Clubmitglied des MSC Teutschenthal – gleich auf der Startgerade eine volle Ladung Schlammkassiert hatte, fand er sich nach einer turbulenten Startrunde bereits auf Rang neunzehn in den angestrebten Punkterängen wieder. Innerhalb weniger Runden ging es bis auf Rang fünfzehn nach vorne, ehe ein kurzer Boxenstopp für kurzzeitige Verzögerung sorgte.

„Aufgrund der noch ausstehenden Renndistanz habe ich mich dazu entschlossen eine frische Brille einzusetzen. Das Risiko ohne Schutzbrille zu fahren und damit die Augen zu gefährden war mir einfach zu groß. Damit habe ich in der Vergangenheit ganz schlechte Erfahrungen gemacht und das brauche ich nicht nochmal.“

Durch den Boxenstopp weit aus den Punkterängen zurückgefallen, zeigte der Sarholz-Pilot sein Können aber eindrucksvoll auf. Fast fehlerfrei pilotierte er sein Bike über die restliche Distanz und holte sich mit einem Husarenritt in der letzten Runde auf Rang zwanzig noch einen WM-Zähler.

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Im zweiten Lauf kam der erste Rückschlag gleich beim Start und es folgte eine Bodenprobe des italienischen Untergrundes. Vom Ende des Feldes kommend, die Punkteränge bereits in Reichweite, kam er nochmal zu Fall und verlor den gerade gewonnen Boden. Das Rennen wieder aufgenommen, knüpfte er nahtlos an die in Lauf eins gezeigte Leistung an und kämpfte sich bis auf Rang fünfzehn nach vorne. In der letzten Runde schlug das Pech dann aber noch einmal zu. Ein Kontrahent verlor die Kontrolle über sein Bike, Henry Jacobi konnte nicht mehr ausweichen und kam zu Fall. So war der sichere fünfzehnte Rang verloren und im Ziel sah er dann als Siebzehnter das schwarz-weiß karierte Tuch.

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„Das war echt ärgerlich, aber es hätte bei diesen Bedingungen auch wesentlich schlimmer kommen können. Ich bin froh, dass ich beide Rennen in den Punkterängen beendet und mich nicht verletzt habe. Jetzt gilt der Fokus dem Heim Grand Prix in Teutschenthal am nächsten Wochenende.“

Mit fünf WM-Zählern und Rang einundzwanzig im Tagesklassement verbesserte sich der ehemalige Junioren Weltmeister auf den dreiundzwanzigsten Rang im Zwischenklassement der MX2 Motocross Weltmeisterschaft 2015.

Resultate und Ergebnisse unter: www.mxgp.com