Glück und Pech in Ernee

Runde zehn führte den MXGP-Zirkus am Pfingstwochenende nach Frankreich in die Normandie. Auf 1.517 Metern Lehmbodentrack, des Circuit Raymond DEMY, ging es für den Thüringer erneut in den Kampf um wichtige Meisterschaftspunkte.

Der Start zum Grand Prix in Ernee lief recht verhalten für Henry. „Es ist erst mal wichtig, dass ich mich auf die Strecke einstellen kann und wir die besten Einstellungen für die Honda finden, da sind mir schnelle Zeiten nicht so wichtig.“ Das Zeittraining entwickelte sich ganz wie gewöhnlich für den 25-Jährigen und so sprang am Ende ein 16ter Platz für das folgende Qualifikations-Rennen heraus. Dann verwandelten extreme Regenfälle die Strecke in ein riesiges Matschloch. „Wir wurden gefragt, ob wir das Rennen überhaupt fahren wollen – einige Fahrer sind dagegen. Für mich steht das aber gar nicht zur Diskussion, ich möchte auf jeden
Fall an den Start. Ich bin gar kein schlechter Schlammfahrer.“ Und das sollte der Pilot des JM Honda Racing Teams auch beweisen. Mit einem guten Start katapultierte er sich in die Top 3 und konnte bis zur ersten Zeitmessung bereits die Führung übernehmen. Diese Position hielt er, trotz einer Bodenprobe kurz vor Ende des Laufs. Mit deutlichem Vor- sprung gewann er das erste MXGP Quali-Race seiner Karriere. „Ich freue mich riesig. Das war mal ein gutes Rennen.“

Am Sonntag hatte sich die Wettersituation wieder entspannt und der Mann aus Bad Sulza ging motiviert ans Startgatter. Henry startete wieder gut und konnte sich auch im Gerangel der ersten Kurven durchsetzen. Auf Platz drei liegend ging es in die erste Runde. Mit passendem Speed und einer fahrerisch guten Leistung biss sich der Förderfahrer des ADAC Hessen-Thüringen in der Spitze fest – bis kurz vor Schluss. „Oh man wie dumm. Ich habe in der drittletzten Runde einen Fehler gemacht und
konnte den Sprung nicht richtig nehmen, dadurch bin ich noch einen Platz
zurückgefallen. Trotzdem war das mein bester Lauf bisher und ich bin glücklich über das Ergebnis.“

Leider konnte Henry im zweiten Lauf nicht an seine Leistung anknüpfen. Ein mittelmäßiger Start, viele Fehler und Stürze brachten ihm lediglich den 22sten Platz ein. „Das Rennen lief mal ganz unter dem Motto „Pleiten, Pech und Pannen“ Mein Start war schon nicht so gut, dann bin ich in eine Unfallstelle rein und da ich die nicht richtig einsehen konnte war es nicht mehr möglich auszuweichen und ich ging zu Boden. Danach habe ich mich wieder nach vorne gekämpft, bin wieder gestürzt und so weiter. Das hätte mal ein wirklich gutes Wochenende werden können. Aber trotzdem geht es bergauf, darauf bin ich natürlich stolz.“

„Jetzt geht es erstmal zum Heim-GP nach Teutschenthal – darauf freue
ich mich natürlich sehr.“

Glücklos in Spanien

Zur neunten Runde der Motocross Weltmeisterschaft 2022 ging es nach Spanien. Der nahe Madrid gelegene, 1660 Meter lange Hartboden Kurs von Intu Xanadú-Arroyomolinos, war einmal mehr ein perfekter Gastgeber.

Die erste Trainingssession lief entspannt für den Thüringer Henry Jacobi. Er nutze die Zeit, um sich auf die Streckenverhältnisse einzustellen und die Einstellungen seines Bikes zu optimieren. „Ich mag die Strecke im Moment – sie ist noch schön feucht und rillig, also noch nicht ganz so tief, da komme ich gut zurecht. Die Strecke wird sich aber schnell verändern, durch diese extrem trockene Hitze heute. Das sieht im Quali schon wieder ganz anders aus.“ So war dann auch das Zeittraining
schwieriger für Henry, zumal ihn ein Schaden am Bremssystem der Honda, das Leben nicht erleichterte. „Ja ok, nur 24. – aber ich empfinde das ja nie als besonders schlimm, da ich ganz gut starten kann.“ Das Qualifikations-Rennen lief recht unspektakulär für den Förderfahrer des ADAC Hessen-Thüringen. Ein solider Start und ein gleichmäßiges Rennen im Mittelfeld endeten auf Position 14.

Der erste Lauf zum Grand Prix von Spanien lief holprig für den 25-Jährigen. „Mein Start war ok, in der ersten Runde war ich Zehnter. Ich bin aber überhaupt nicht ins Rennen reingekommen, habe keinen Fluß gefunden. Zwei oder drei Mal wäre ich fast zu Boden gegangen – mein Versuch weniger Risiko zu gehen, hat zwar funktioniert, aber ich musste so viel Tempo rausnehmen, dass ich viel zu langsam war.“ Henry pendelte sich auf Rang 14 ein. Vier Runden vor Schluss musste der Fahrer des JM Honda Racing Teams dann doch noch einen Sturz hinnehmen. „Ich konnte das Bike zwar aufheben und weiterfahren, aber nach vorne ging dann nix mehr.“ Position 16 war das Endergebnis.

Der zweite Start des Tages lief wieder gut für den Mann aus Bad Sulza, im Gerangel musste er noch einige Fahrer ziehen lassen und ging von Platz 12 aus in die ersten Runden. Nach zwei Umläufen dann der Fehler „Ich bin mit einem anderen Fahrer unglücklich in eine Rille gefahren und bin gestürzt – ganz klar meine Schuld. Das hat mich aber einige Plätze gekostet.“ Also musste Henry vom Schluss des Feldes wieder los. Er machte von Sekunde eins an einen ganz anderen Eindruck auf dem Bike. Fand einen guten Rhythmus und kämpfte sich Platz für Platz weiter nach vorne. „Fahrerisch war das jetzt wirklich gut, da bin ich zufrieden. Weiter als Position 15 ging es nicht mehr. Die Strecke war durch die extreme Trockenheit jetzt sehr hart und bietet oft nicht viel Platz zum Überholen.“

„Auf meiner Honda fühle ich mich sehr gut. Es muss halt jetzt nur mal alles zusammenpassen, damit ich endlich in die Top 10 fahre. In Ernee greife ich wieder an.“

Hitzeschlacht auf Sardinien

Der 1750 Meter lange Sandkasten von Riola Sardo auf Sardinien war der Austragungsort der achten Veranstaltung der Motocross Weltmeisterschaft 2022. Bei sommerlichen Temperaturen von ca. 30 Grad, starteten die schnellsten Piloten der Welt in das freie Training. Henry fand sich im Tiefsand gut zurecht und beendete die Session auf dem zehnten Platz liegend.

„Bisher läuft es gut, ich fühle mich wohl auf dem Bike und auf der Strecke, jetzt schauen wir, ob ich das auch im Quali umsetzen kann.“ Aber wie so oft, haderte der Pilot des JM Honda Racing Teams beim Zeittraining mit sich und kam über einen 16. Rang nicht hinaus. „In diesem Leben werde ich einfach kein „Qualifyer“ mehr. Die Strecke ist jetzt schon sehr kaputt, da habe ich einfach keine wirklich schnelle Runde hinbekommen. Aber wie wir alle wissen kann man im Race doch noch einiges rausholen.“ So ging der 25-Jährige ans Startgatter für das Qualifikations-Rennen und belohnte sich mit einem starken Start. Auf Position sieben liegend ging es für ihn in die erste Runde. „Mein Start war gut und das ganze Rennen sehr solide. Wenn ich das morgen fahrerisch auch so umsetzen kann, bin ich zufrieden.“

Der Start zum ersten Lauf klappte erneut ausgezeichnet – in der Zeitenliste tauchte Henry als Fünfter in Runde eins auf. Nach Durchgang zwei lag der Mann aus Bad Sulza auf Position sieben. Diese hielt er bis zur Mitte des Rennens und zeigte bis dahin eine starke Fahrt. Dann wurde Henrys Tempo schwächer und er fiel Platz für Platz zurück. Er beendete das erste Rennen des Tages auf dem 13. Rang. „Tatsächlich hat mich die Hitze extrem angestrengt und müde gemacht. Am Anfang habe ich zu sehr gepuscht, das Tempo konnte ich am Ende nicht mehr mitgehen. In Rennen zwei versuche ich meine Kräfte besser einzuteilen.“

Auch Lauf zwei begann mit einer guten Reaktion aus dem Gatter für den Förderfahrer des ADAC Hessen-Thüringen. Da Henry sich vorgenommen hatte ruhiger in den zweiten Turn zu gehen, fiel er erst mal um einige Plätze zurück. Also musste er sich aus dem Mittelfeld wieder nach vorne kämpfen. Das gelang dem Thüringer aber gut. Er überzeugte mit einer starken fahrerischen Leistung und hing rundenlang am Hinterrad von Weltmeister Tim Gajser. Die Hitze war aber nicht nur eine Herausforderung für die Fahrer, sondern auch für die Bikes. Die starke Belas-
tung verursachte ein Loch in Henrys Auspuff-Krümmer, was natürlich einen enormen Leistungsverlust der Honda bedeutete. Trotz aller Widrigkeiten kämpfte er aber weiter und überquerte als Vierzehnter die Ziellinie. „Wie ich es mir vorgenommen habe, hatte ich meine Kräfte gut eingeteilt und war sicher, dass ich es noch weiter nach vorne schaffe.

Durch den Schaden musste ich natürlich wieder Tempo rausnehmen. Ich bin aber froh, dass ich zumindest noch ins Ziel fahren konnte.“ Am Ende wurde der Einsatz allerdings nicht belohnt, denn Henry wurde wegen Verletzung der Lautstärke-Regelung fünf Plätze rückversetzt.

„Das war ein wirklich hartes Wochenende für alle Starter. Die Hitze und die Strecke, die von Session zu Session kaputter wurde, haben schon viel Kraft gekostet. Fahrerische war das aber in Ordnung, damit bin ich zufrieden – auch wenn das Gesamtergebnis mal wieder etwas anderes sagt. Weiter gehts in Spanien.“